Mal kurz durch den Kongo dem DRC in Angolas Hocheben weiter runter in die Namib Wüste und wieder in die Berge Angolas - der Schweiz von Afrika

Der Start aus Brazzaville am 5. März 2014

Tatsächlich, einen Tag vor meiner Abreise schaffen es Omer, Vindisel und Kim den Generator zum Laufen zu bringen. In den Zwei Monaten wurde aus Schrott eine funktionierende Maschine geschaffen, in aller Seelenruh. Ja, Improvisationstalent besitzen die hier. Mit minimalistischem, meist alten Werkzeugen, aus quasi nichts, haben die einen großen Generator zusammengeschustert. Das mit einer Gelassenheit mit der jeder nordeuropäische Arbeitgeber mit Herzinfarkt, vor Unruhe, ins Krankenhaus eingeliefert würde.

Es ist an der Zeit sich zu verabschieden, von all den Jungs und Mädels die diesen Ort so liebevoll gestalten und mit Leben füllen. Zum Schluss bekommt jeder noch eine kleine Glückspalme von mir aufs Handy geklebt, damit sie wirklich noch eine Weile an mich denken werden.

Unglaublich dass ich es nach sooo langer Wartezeit tatsächlich wieder aufs Bike schaffe - aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Ja, lange musste ich warten und zittern, ob es nun wirklich mit meinen VISAS klappt.

Den Weg zum Hafen kenn ich gut, so einige Overlander habe ich hierher begleitet, die sich dann dank Oliviers zureden doch umentschieden hatten nicht diese Fähre zu nehmen.

Außer mir hatte keiner ein „gültiges“ Visum aus dem Heimatland, zudem mit dem Auto oder Motorrad aufs Schiff zu kommen sehr umständlich ist. Für Autos wird ein Kran benötigt und um ein Motorrad über die Schiffsplanke zu hieven braucht man so manch einen starken Mann. Hat man dann die andere Uferseite erreicht halten die erneut die Hand auf, ohne Extrazahlung wird das Fahrzeug nicht von der Fähre gehievt. Das Auto oder Motorrad wird erst freigegeben nachdem man ein, zweihundert Dollar bar auf die Kralle legt.

Es gibt zwei drei kleinere alternative Grenzübergange, die eins, zwei hundert Kilometer südlicher liegen. Mich kostet der Umweg, von mindesten dreihundert Kilometern, eine Woche.

Nach all den Horrorgeschichten über diesen Grenzübergang will ich wissen was dahintersteckt. Ich wage mich in das Gewusel. Ich war ja schon drei Mal hier im Hafen und kannte die Szenerie, aber mit bepacktem Biki und all dem Geld und Dokumenten um mich; eine etwas andere Situation.

Der Ausreisestempel ist das kleinste Problem. Ein Ticket für zehn Euro auch schnell erstanden.

Ab durch eine Barriere ins Hafengelände. Schon davor ein buntes Treiben hinter der Schranke beginnt das für Afrika so typische Chaos, Gewusel wo keiner irgendeinen Überblick behalten kann. Ganze zwei kleine Landungsbrücken von der Fähre. Waren die vom und aufs Schiff wandern. Nicht das erst ab und anschließend aufgeladen wird, alles gleichzeitig und man blockiert sich gegenseitig den Weg. Ich stelle mich in die Schlage um an Board zu kommen. Aber he, ein dicker Polizist der den Kram zu regeln versucht stoppt mich, will auch noch ein Fahrradticket.

Dadi, ein cleveres Kerlchen der gut englisch spricht erkennt seine Chance, etwas dazu zu verdienen, klemmt sich an mich und organisiert mir einen Officer der mir für weitere 10 Euro ein Ticket für Biki andreht.

Ich stehe am Steg, mitten im Gewusel Träger die Ladung auf und vom Schiff bringen, alle sind schwer beschäftigt. Und trotzdem bin in fünf Minuten von gut zwei Dutzend Menschen umringt. Die meisten neugierig, einige die Betteln und an meinen Fahrradtaschen ziehen. Es wird unangenehm, manch einer macht einen Witz, aber die vielen in Lumpen bettelnden Typen sind anstrengend. Nach einer Viertelstunde hat Didi das Ticket für Biki, ich stelle mich erneut in die Schlange und kletter an Bord. Nein, von Logistik sind die Meilen entfernt. Einer, Zwei die die Waren auf dem Schiff bewachen, die Träger und dann die Ware an Land abnehmen. Der dicke Polizist bestimmt wer was bezahlt, und wird wohl dabei immer dicker.

An Deck versuche ich einen Platz für Biki zu erkämpfen, dafür muss ich dann in der Sonne stehen. Unglaublich wie viele verkrüppelte Beine haben. Fast ein Drittel der ausschließlich männlichen Kerle humpeln mit Krücken auf Deck rum. Auf einem gerade Mal eineinhalb Meter breitem Streifen auf Deck werden die Waren langbalanciert. Wer daneben tritt oder ausrutscht, landet im Kongo, nicht gefährlich für Einen der schwimmen kann.

Die Lade- und Entlade-Zeremonie dauert Zweieinhalb Stunden, für Waren die man spielend in einen Lkw stopfen könnte. So fahren die zwei großen Fähren ganze drei Mal pro Tag.

Wenn man das Treiben so sieht, könnte man meinen das hier viel Geld gemacht wird. Ich denke eher es ist so dass sich hier jeder allerkleinste Beträge verdient.

Unglaublich welche Lasten die Jungs auf den Köpfen von Bord balancieren. Die würden alle gut Sherpas abgeben wenn sie im Himalaya nicht erfrieren würden.

Auf der Seite Kinshasas angekommen ein ähnliches, minimal geordneteres Bild. Alle die gleichzeitig vom Boot runter wollen und zig die darauf warten mit ihren Waren auf die Fähre rauf zu kommen.

Nach dem der erste Andrang vorüber ist spring auch ich an Land und betrete den Boden der DRC.

Die ersten zwei, drei Minuten die nettesten Polizisten und Polizistinnen, bis ich durch die Halle will.

Einer der meinen Pass sehen will und ein zweiter meinen Gelbfieberausweis. Wobei der eine natürlich lustig mit meinem Reisedokument wegstiefelt, währen der andere kein Verständnis dafür hat, warum ich es uncool finde wenn der eine mit meinem Gelbfieber Dokument wegrennt und er hier in aller Seelen Ruhe meinen Pass kontrolliert.

Alles scheint gut zu werden, hinter einem Schalter eine Frau die mein Visa scannt, bearbeitet und schon den Einreisestempel in der Hand hält. Ein Windhund der Blut schnüffelt, ihr meinen Pass wieder entzieht. Er schleift mich in eine abgesperrte vergitterte Zone, in der etwa zehn Frauen mit Kindern stecken.

Ein Nebenraum, drei Polizisten, jeder mit einem Sternchen dekoriert, die absolut nichts zu tun haben.

Ausführlich studieren die alle mein Visum. Fragen, die nichts mit der Sache zu tun haben.

Einer fängt an alle meine Daten abzuschreiben, ein zweiter daneben kopiert die Daten wiederum auf ein zweites Blatt. Nach zehn Minuten ausfragen, kommen sie auf die Idee eine Hotelreservation zu verlangen.

Was, keine Hotelreservation? Ohne komme ich nicht ins Land, sie drohen mir, mich zurückzuschicken.

Nein die wollen einen wirklich ficken, alle Gerüchte die ich von diesem Ort hörte bestätigen sich.

TIA. This ist Afrika!

Das Spiel für das es keine Regeln gibt beginnt mal wieder. Pokerface aufsetzen, eigentlich will ich meinen Laptop nicht auskramen. Aber in der Hoffnung dass die nicht zu genau hinschauen hole ich mein Laptop aus der Satteltasche, und öffnen eine Pdf Datei: Die selbsterstellte Hotelreservierung die ich für meinen Visaantrag in Berlin gebastelt hatte. Das Hotel und Adresse stimmen, nur leider ist das Datum abgelaufen.

Keine Ahnung was er versucht aus mir raus zu pressen, Geld annehmen kann er schlecht, dafür sind zu viele im Raum. Immer wieder Telefoniert er rum, meint er erreiche das Hotel nicht, ruft seinen Chef an.

Dann werde ich links liegen gelassen und die drei erzählen sich irgendwelche Storys. Meine Strategie: Immer wenn der Chef verschwindet gut Freund mit den anderen zu werden, die scheinen etwas lockerer drauf zu sein. Zwei Stunden in denen sich nichts bewegt. Immer wieder will er meine Hotelreservation auf dem Bildschirm sehen. Ich spiele cool, zeige das ich Zeit habe und beteuere das Dokument sei echt.

Es geht auf Nachmittag zu eigentlich wollte ich schon längst aus dem Großstadtbereich Kinshasa raus geradelt sein. Es tut sich was, seit Minuten sitzen wir nun stumm in dem stickigem Raum rum, keiner der dreien der auch nur einen Stift bewegt. Mein Beamter vor mir greift zu seinem Mobiltelefon und tut so als würde er erneut seinen Chef anrufen. Dieses Mal ist es er, der wirklich schlecht Schauspielert. Nach dem Faketelefonat schnappt er sich meinen Pass, stiefelt davon und kommt fünf Minuten später, mit dem Einreisestempel, wieder.

Man schließt mir die Gitterstäbe auf, eine letzte Kontrolle und ich bin aus dem Gebäude. Draußen aus dem Hafengelände, auf dem Boden der DRC, samt Visa und Einreisestempel.

Kinshasa, eine Megametropole verglichen mit Brazzaville, von klapprigsten Karren bis zu den größten Bonzen Kisten. Innerhalb von fünf Minuten fünf Hummer, daneben der schicke Uralt VW Bus aus den Sechzigern der hier immer noch rollt und rollt und rollt.

Es ist die zweite Stadt Afrikas, nach Monrovia, wo ich am Geldautomaten keine Landeswährung sondern nur US Dollar Noten bekomme.

Straßenhandel, mein fünfzig US Dollarschein verwandelt sich in einen Stapel Altpapier. Zweiundneunzig Banknoten a 500 Franc, was ein Batzen Geld für vierzig Euro.

Ganze drei Scheinchen glänzen hervor, die nicht aussehen als wären sie der Verwitterung nahe.

Endlich wieder auf Biki, aber Schlangestehen im Großstadtdschungel. Hinter schwarzen Auspuffwolken schlängel ich mich um die ganzen Bustaxis. Es ist nach fünf als ich aus dem gröbsten raus bin. Hinter Kinshasa, zieht sich meine Straße Hügel rauf und runter, alles ist besiedelt. Witzig anzusehen vom Hügel oben all die kleinen Hütten und Felder dazwischen. Überall wird fleißig gehakt, geackert und angebaut.

Die Kongolesen hier – richtige Feldarbeiter, wie ich’s im Kleinen Kongo selten gesehen habe. Jeder bestellt seinen Garten oder Feldparzelle.

Nun kann ich mich austoben, endlich wieder richtig in die Pedale treten.

Ich lass all meine in mich hineingefressenen Aggressionen vom Vormittag an Biki aus.

Aber so viele neue Eindrücke das sich alles vorangegangene, die ganze Wartezeit, der Stress im Nichts auflöst.

I am Beck on the road.

Hinter Kinshasa folge ich der Hauptstrecke nach Minduli. Für die DRC eine unerwartet gute Straße.

So komme ich recht flott voran. Muss nach der langen Pause aber erstmal wieder in den Tritt kommen und meinen Popo wieder einreiten.

Es geht bis Kinsantu. So gut diese Straße sein mag so endzeitmäßig die Fahrzeuge, Nigeria einst, geradezu ein Kinderspielplatz im Vergleich soviel wie hier geschraubt und gehämmert wird. Leben hier kann wirklich lustig bunt und kreativ sein. Nicht nur „Autokunstwerke“ auch nett anzusehende Schrottkunstwerke am Straßenrand.

Schnell geht es richtig in die Berge, ich kletter erst auf acht hundert Meter hoch. Über zwölf hundert Höhenmeter die ich in den kommenden Tagen täglich hoch und immer wieder runter düse.

Noch ein geradezu einfacher Zweiter Tag in DRC. Wellenhaft steige ich in die Berge, eine ordentliche Teerpiste, die ich am folge Tag verlasse.

Die Hauptstrecke führt nach Minduli, es war schon immer spannender die abgelegenen kleinen Pisten zu nehmen. Ein Straße die Richtung Süden abbiegt, ab Richtung Angolas Hochebene.

Der Asphalt hört auf, die ersten Kilometer gut zu befahrene Schotterpiste. Die Fahrzeuge sehen nun noch abenteuerlicher aus und sind hoffnungslos hoch überladen, eben typisch Afrika, so bleibt jeder dritte auch irgendwo liegen. Ich bin im Hinterland, hier fasse ich auch mehr Vertrauen zu den Menschen. Endlich werde ich nicht mehr angegiftet wenn ich nur die Kamera zücke. Nein, Zaire – ein schwieriges Land. Aber ich wusste worauf ich mich einlasse. Offiziell herrscht Fotografier-Verbot. Ich werde hundertfach mit Handys gefilmt und fotografiert, zücke ich nur die Kamera werde ich angegriffen. Hier in den Bergen ein anderes Bild.

Die Menschen ein ganze Ecke umgänglicher. Das leben deutlich einfacher und günstiger als noch unten in Kinshasa.

Die Piste zunehmens schlechter. Wie zum Schluss einst in dem „kleinen“ Kongo. Abgeholzter Regenwald so weit das Auge reicht. Regenwald, der wieder von grüner Steppe überwuchert wurde.

Dazwischen viele kleine Parzellen wo Feldanbau betrieben wird. Reinste Plackerei bei dieser Hitze Ackerbau zu betreiben, aber Pflanzen wachsen und gedeihen hier bestens.

Abends wird es hier oben deutlich frischer als die letzten Wochen in Brazzaville. Ja, der nette Bauingenieur bei dem ich die erste Nacht unterkomme bringt mir gleich drei Decken, mir reicht aber noch mein Leinentuch.

Tags schwitze ich Literweise Wasser aus. Noch bin ich nicht im alten Rhythmus. Die zwei Monate Nichtstun, nur in der Stadt rumgetuckert und jetzt gleich mit Vollgas in die Berge. Mein Po tut weh und ich spüre meine Muskeln. Es geht weiter in die Berge, es wird dünner besiedelt, dafür mit immer mehr Kinder in den Dörfern. Menduli, Menduli, kein entkommen. Kilometer weise rennen die Kids hinter mir her schreien Menduli – Weiser, weiser Mann

Noch bin ich einen ticken schneller auf der Schotterpiste Richtung Angola. In den kommenden Tagen bremst mich der kleine Single Trail aus, dass mir die Kids ewig weit folgen können. Nein, Schulen gibt es hier oben keine mehr. Für die letzten zwei Tage im DRC habe ich auch die Schotterpiste verlassen. Ein Trail der Richtung Süden – Angola führt. Eine Strecke die so aussieht als könnte kein Fahrzeug diesen Pfad bezwingen. Tiefe Spurrillen, mal schmalster Pfad und dann über einige von Erosion weggespülte Abschnitte, die bis zu dreißig, vierzig Meter tiefe Krater gezogen haben. Ist die Piste weggeschwemmt, schlängelt sich eine neue Alternativroute um den Berg. Deutliche LKW Spuren erkennbar im Lehm vor mir. Die Erklärung am zweiten Tag; ein Truck mit fünfzehn Kerlen, bewaffnet mit Spitzhacken und Schaufeln.

Gerade mal mit Schrittgeschwindigkeit schlängelt sich dieser LKW vorwärts. Alle hundert Meter wird gebuddelt und eine Spur freigeschippt. Was ein Aufwand um diesen Truck an die Grenze und wieder zurück zu manövrieren. Lustige Kerlchen, die Spaß daran haben mich für ein paar Meter anzuschieben. So wie die zu zwanzigst damit beschäftigt sind den Truck Meter für Meter Buckel runter und Buckel hoch zu schieben, freizubuddeln, kämpfe ich mich hier mit Biki durch. Immerhin bin ich einen halben Zahn schneller als die.

Mein vierter Tag auf Biki und ich komme an die Grenze meiner Kräfte. Sandiger Untergrund der mich ausbremst. An ein paar Stellen tiefer roter Lehm. Die Art von Lehm die ich am meisten fürchte. Meine Reifen zugeschlammt, soo mit Lehm verklebt das ich stecken bleibe.

Von Hand muss ich den Lehm vom Reifen abziehen. Dazu die Kids die einen nicht in Ruhe lassen und ewig weit hinterherrennen von einem Dorf zum anderen. Im nächsten Dorf angekommen folgen weitere Jungs, aber auch Mädchen die mitlaufen.

So viele Kinder hier in entlegensten Gegenden, hatte ich auf meinem ganz Trip noch nicht. Aber schon in Brazzaville, von anderen Overlandern hörte ich das die Kids hier in DRC besonders anstrengend sind. Unglaublich wie lange die neben mir her rennen. Fast eine halbe Stunde. Nein ich schaffe es nicht sie abzuschütteln. Kurze, steile Downhills und genauso steil auf der anderen Seite wieder bergauf. Ich kann es kaum fassen das die Kerle von vorhin über diese Hügel den LKW steuern.

Da wo es ein „Stückchen“ flacher ist bremst mich der Sand aus. Nicht besonders tief aber alleine die vier, fünf Zentimeter die meine Reifen im Sand versinken kosten endviel Körner. Abends bin ich noch Zwanzig Kilometer von der Grenze Angolas entfernt. Zwischen zwei Dörfern habe ich mich im Schutz der Dunkelheit in die Büsche verkrochen. Längs habe ich mein Zelt aufgeschlagen, meine letzten Bananen und die zwei Scheiben trockenes Brot gegessen, liege schwitzend im Zelt, da höre ich wie der Truck den ich mittags überholt habe an mir vorbezieht.

In Stockdunkelheit schaufeln die jetzt noch den Weg bis ins nächste Dorf frei.

Am Morgen, der erste Knabe der mich sieht rennt schreiend weg. Wie ich vermute kommt er Minuten später mit dem halben Dorf wieder, aber meine Sachen sind gepackt. Ich radle Richtung Angola, mir kommen die Kerle auf dem LKW gut gelaunt wieder entgegen, die es nachts bis hierher in den letzte größeren Ort vor der Grenze schafften. Nein hier passiert so wirklich gar nichts. Die Sonne Knallt von oben, obwohl ich mich mitten in der Regenzeit befinde. In der brütender Hitze lässt man mich eine Stunde lang für den Ausreisestempel warten. Wirklich freundlich aber nervenzehrend langsam. Jeder der Officer der meinen Reisepass durchforstet und alle Stempel, Visa anschaut. Der „Arzt“ für die Gelbfieber Kontrolle meint er müsse meinen Impfausweis vollstempeln. Der Zöllner lässt mich auch noch mal eine halbe Ewigkeit sitzen. Er will zwanzig Dollar Zollgebühr für Biki. Nach kurzer Diskussion gibt auch er sich geschlagen, ich kann, ohne Schmiergeld zu zahlen, weiterziehen.

Heute habe ich außer ein paar Keksen und Wasser nichts gefrühstückt. Hungrig und durstig ziehe ich Richtung Grenze. Jetzt ist die Piste wirklich nur noch ein Dschungel Pfad. Die Stahlbrücke die ich überquere zeugt davon dass es wohl wirklich mal eine Straße hier zwischen dem DRC und Angola gegeben haben muss. Eine Strecke die sich die Natur aber Längst wieder zurück erobert hat. Das Lustige an diesem Weg; in Google Maps und den Karten ist er als Bundesstraße eingezeichnet. Sogar mein Freund Palme hatte mir zur Visabeschaffung diesen Weg als Transitstrecke ausgedruckt.

Ein Trampelpfad zwischen dem DRC und Angola, verträumte Plätze, kein ewiges Kindergeschrei mehr, hohe Maisfelder umgeben von Dschungel.

Zehn Kilometer hinter dem letzten Dorf Angolas ein letzter Grenzposten Seitens der DRC, etwas weiter der „Grenzzaun“ aus Bambus und die Grenzmarkierung von Angola. Tote Hose, eine verfallene Strohhütte und ein runtergekommener Grenzschild. Hier ist niemand. Es geht steil bergauf, so steil das ich schieben muss. Die Hitze und die steile Strecke – anstrengend. Leider beginnt nicht wie gehofft hier hinter der Grenze eine „gute“ Straße, von der die Motorradler geredet hatten. Nach zwei, drei Kilometern bergauf, die Angolanische Grenzstation, bestehend aus drei Hütte.

„Bon dia“

Der Grenzbeamte, gerade am rumschrauben seines Motorrades. Er verschwindet kurz in seinem Kabuff und zieht seine Uniform an. So ganz ohne Problem, ohne irgendwelche Fragen oder mich warten zu lassen, bekomme ich meinen Einreisestempel.

Nach seiner Aussage liegen noch dreißig Kilometer Urwaldpiste vor mir, bis zum nächsten Ort. Es ist schwül, mein Wasser geht mir aus und gegessen habe ich seit gestern immer noch nichts. Nur eine Manjokwurzel die ich am Wegrand fand. Mein erster Halt in Angola: Eine Hütte vor der Erdnüsse zum trocknen ausgebereitet sind. Ein Junge der in einem Kessel Raupen anbrät und sie ständig umrührt, diese gebratene Raupeneiner, eine echte Spezialität hier in den Bergen.

Seine Mutter stillt eines der zwei Kids die sie auf dem Schoß hat. Von ihr bekomme ich Erdnüsse und Wasser.

Aber die zwei Handvoll Nüsse stärken mich nicht wirklich. Keine fünf Kilometer weiter erliege ich der Hitze. Eine verlassenen Strohhütte, Zuflucht vor der Sonne und ich krame meine absolute Notverpflegung raus. Seit Monaten schleppe ich sechs, sieben Esslöffel Notration von der UN mit mir rum.

Jetzt weiß ich wofür ich dieses, in einem kleinem Plastiksack abgepackte, Futter, gut ist. Den Bauch „vollgeschlagen“ mit Sechs Löffeln Linseneintopf und von der Sonne gebraten nicke ich im Schatten neben Biki ein.

Als ich aufwache ziehen die ersten Wolken auf. Jeah, Beschattung und Abkühlung. Ich fühle mich besser und nehme die nächsten Meter in Angriff.

Steile Abfahrten und Bergauf muss ich Biki schieben. Nein, von der Straße die hier Mal existiert hat nichts mehr zu erkennen. Dafür Landschaftlich herausragend. Inzwischen bin ich auf tausendzweihundert Metern.

Ein Sturm zieht auf, die Wolken sind schwarz geworden ein Monsterregenguss. In Sekunden wird mein Weg eine schmierige schlammige Piste. Weit und breit kein Unterschlupf.

Mein GPS zeigt mir das nächste Dorf in weinigen Kilometern an. Ich hoffe dort einen Schlupfwinkel vor Wind und Regen zu finden, ich beiss mich durch. Die ersten Feldarbeiter die wie ich versuchen den Ort zu erreichen. Ein Schlag auf den Kopf rüttelt mich nochmal richtig wach. Ein armstarker Palmwedel der mich von oben trifft. Gut das ich einen Helm trage.

Jetzt überhaupt nicht mehr schlapp kämpfe ich mich durch und erreiche komplett durchnässt die ersten Hütten.

Bauarbeiter die mich in ihre Blechbehausung winken. Es pisst so stark das sogar hier in der Bude zentimeterhoch das Wasser steht.

Keine halbe Stunde später hört der Spuk auf, der Himmel klart sich.

Ich habe es geschafft. Ab hier eine ewig breite Schotterpiste die mich, bis abends, in die nächste Stadt führt. Maquela de Zombo, ein junger Chinese der mit seiner Freundin einen der vielen Chinaläden hier führt. Er tauscht mir zwei hundert US Dollar in 20.000 Kwanzas, dazu meine restliches „Altpapier“ aus dem Kongo: Nochmal neuntausend Kwanzas. Mein erster Akt mit Geld in Angola: am Straßenstand gegenüber haue ich mir mit einem riesen Teller Bohnen und Reis den Bauch voll. Ja, das war einer der Hungertage. Bis hier hin bin ich heute acht Stunden geradelt mit zwei handvoll Erdnüssen und den sechs Löffeln Linsen.

Ja, unglaublich wie viele Chinesen hier in Angola kleine Chinaläden betreiben und absoluten Plastikramsch an die Angolaner verkaufen. Aber im Gegensatz zu den anderen Ländern kaum noch Chinesen die im Straßenbau tätig sind. Ab fortan, alles geteert, eine neue Straße Richtung Süden.

Alle Pisten die bei mir noch mit Gravel – Schotter - auf den Karten und im GPS gekennzeichnet waren: Bester Asphalt. Neue Straßen oft mit breitem Seitenstreifen, ein „Radweg“ nur für mich und Biki. Um die größeren Orte herum häufen sich dann die Motorradler, ansonsten ist nur wenig los auf Angolas Straßen. Wie auch, bei einem Land drei Mal größer als Deutschland, und zwanzig Millionen Einwohnern?

Maquela de Zombo. Ich habe es in mein achtzehntes Land Afrikas Geschafft.

Ich teste den Kwanza und stelle sehr schnell fest das Angola kein Schnäppchenland ist.

Die Cola die im aller letzten Kongolesischem Dorf noch 50 Cent gekostet hat; hier einen Dollar.

Aber ich bin Glücklich aus der DRC draußen zu sein. Fünf anstrengende Tage im Kongo reichten, gut dass ich nicht den Umweg um Angola außen herum eingeschlagen hatte.

Mit dem Teller Bohnensuppe und Reis gestärkt rolle ich abends aus der Stadt raus und schlage mein Nachtlager einiges abseits der Straße auf.

Da waren sie wieder, alleine die letzten fünf Tage reinste Action, Tage an denen mehr passiert als in den zwei Monaten des Stillstandes in Brazzaville.

Dafür wird es jetzt mit einem Schlag ruhiger. Hier oben im Norden ist Angola nur dünn besiedelt. Dabei herrscht auf über tausendfünfhundert Metern ein angenehmes Klima, ein fruchtbarer Boden und klares trinkbares Wasser.

Eine abgeholzte Hochebene, einer perfekten Straße, zu mindestens was die Breite und den Belag betrifft. Sie schlängelt sich um und über die Hügelkuppen, fünfzig Kilometer Luftlinie verwandeln sich in über hundert Kilometer Straßenführung, oft Stundenlang kein Ort.

Mein Arsch tut jetzt richtig weh, im Regen gestern hatte sich eine zehn Zentimeter lange Blase am Po gebildet die jetzt aufgeplatzt ist. Aber he, wer schön sein will muss leiden. Nein, die nächsten Tage sind nicht angenehm was meinen Ritt auf dem Sattel betrifft.

Drei Tage bis Uige auf einer nagelneuen Straße, so neu dass sie noch nicht einmal in einer der drei Karten die ich habe eingetragen ist. Nieselregen, keinen den es stört, Kids die Barfuß ohne T-Shirt draußen in den Pfützen spielen. Tote Hose hier oben, minimale Auswahl an Essen. Immer noch ist Fufu - ein Brei aus Maniok -Hauptnahrungsmittel. Nein, auch nach einem Jahr Afrika mag ich den gemahlenen oder gestampften, zu Brei verarbeiteten, Maniok – Fufu, nicht besonders. Ich esse es, aber ein leckerer Maiskolben, oder die Gummibrötchen, die ich hier entdeckt habe sind mir lieber. Ab und zu Bushmeat, oft ist es Affe, oder ein Miniatur Reh, aber satt wird man nicht davon.

Hinter Uige biege ich ab Richtung Atlantik, runter nach Luanda, raus aus den Hügeln von über zwei tausend Metern auf Meeresspiegel. Dazwischen liegen aber noch einige gemeine Ansteige. Es wird wärmer, schwüler, ich durchquer ein letztes Mal ein Stück Tropenwald. Dazwischen Bananenplantagen. Bananen zu einem Spotpreis im Vergleich zu gerade mal 100 Kilometern entfernten Uige. Nur das Wasser das ich bekomme ist nicht mehr Trinkbar so das ich auf das abgepackte Wasser angewiesen bin.

Wieder ein Fall für TIA

Afrika: wenn Wasser das Fünf- bis Sechsfache vom Benzin kostet.

Der Liter Diesel liegt bei 40 Cent, Benzin bei 60 Cent, meine Flasche Wasser kostet im Schnitt Zweieinhalb Dollar.

Ein Traum für Autofahrer – Benzin staatlich subventioniert. Genau zwei Öl-Firmen beherrschen Angola und an jeder wirklich jeder Tankstelle im ganzen Land der gleiche Preis egal ob in der Hochebene, im Norden oder zwei Tausend Kilometer weiter Südlich im abgelegensten Ort der Namib-Wüste. 40 Cent Diesel, 60 Cent Benzin. Ja wenn man nur Benzin trinken könnte!

Kurz bevor ich die Ebene verlasse, noch einmal zwei richtig Steile Rampen mit so einigen Höhenmetern. Die älteren LKWs, beladen mit Tropenhölzern, juckeln im ersten Gang mit doppelter Schrittgeschwindigkeit hoch, ziehen ganz langsam an mir vorbei. Bergab ebenfalls im ersten Gang, die Motorbremse, weil die alten Bremsen nicht für die schweren Lasten ausgelegt sind. So dass es ein Kopf an Kopf rennen zwischen mir und Zwei Lastern über Stunden kommt. Bergab rausche ich vorbei. Am kommenden Anhang fangen die mich wieder ein.

Eine verwundenes Dschungelsträßchen, leider nicht mehr ganz so breit wie die Straße bis Uige.

Die meisten Autos und Trucks fahren absolut angepasst und gesittet. Sollte einem hier oben aber jemals ein großer amerikanischer Schulbus schon mit quietschenden Reifen entgegenkommen, springt man zur Seite.

Keine Ahnung was diesen Fahrer geritten hatte, voll Karacho kommt der mir entgegen. Ich schaffe es gerade noch in den Seitengraben, so weit ist er auf meiner Spur. Passenderweise trug der Bus die Aufschrift 007. Der Busfahrer war wohl James in einer geheimen Mission.

Ansonsten hatte ich kein so gesittetes Land in Afrika wie hier, Angola, was den Autoverkehr und die guten Straßenverhältnisse betriff. Nur in und um die Städte sind es meist angetrunkene Jugendliche die einen leichtsinnig überholen oder an den unpassendsten Stellen kilometerweit neben mir her rollen um mich anzustarren. Dann komme ich mir ein wenig wie der Affe im Zoo vor. Situationen die ich hasse, anstelle nach vorne zu schauen glotzen die mich an und gefährden in erster Linie sich und in zweiter Linie mich. Bauen sie einen Unfall bin ich dann auch noch schuld. Stoppe ich, bleiben die zwei Meter weiter auch stehen. Blutjunge Kids gerade mal vierzehn, fünfzehn Jahre alt, die mit ihrem „Motorradtaxi“ ihr Geld verdienen.

Ich erreiche die Ebene vor Luanda, geradezu flach die letzten hundert Kilometer vor der Hauptstad. Ich folge einem Flusslauf an die Atlantikküste. Nicht nur Bananen sind billig auch Fleischstäbchen werden günstiger. Eine schlagartige Umstellung von Fufu, Mais und Bananen zu Fleischkost. Echter Fleischkost, nicht einem Stückchen abgehungertem Affenknochen oder Gummihuhn.

Hier unten erste kleine Supermärkte die deutlich mehr Waren haben als im Norden. Das erste Mal das ich in Afrika Kekse entdecke die nicht nur billig sind sondern auch noch lecker schmecken.

Angolas gute Beziehungen zu Brasilien, he für 50 Cent 150 Gramm Doppelkekse in allen Möglichen und unmöglichen Geschmacksrichtungen. Sie sind fortan eines der billigsten Dinge die ich hier bekomme. Zwei bis drei Packungen Kekse die ich nun tagsüber in mich hineinschiebe.

In den Orten vor Luanda planschen hunderte von Kids in den vermüllten Seitenkanälen der Flußläufe und fangen darin Fische. Keine Ahnung wie es möglich ist das da überhaupt noch was rumschwimmt. Ich nehme an auf einen Fisch kommen hundert Kinder, in der braunen Suppe. Mit alten Netzen und den Gittern von Ventilatoren durchsieben sie die Dreckbrühe.

Das Warnschild: Baden Verboten! Bilharziose juckt keinen

Selbst wenn die Kids etwas lesen und schreiben können, es interessiert sie wie Aids: – erstmal gar nicht. Frühestens dann wenn die Krankheit zum Ausbruch kommt und man von der Gesellschaft verstoßen wird. So hat zu hundert Prozent jedes der Kinder und der Erwachsenen die Bilharziose.

Angola, die afrikanische Schweiz: Außer Benzin ist hier wirklich nichts billig. Oft frage ich mich wie sich die ärmere Bevölkerung die Sachen leisten kann. Können sie quasi nicht, und leben wie so oft und fast überall in Afrika von dem was sie selber anbauen, produzieren oder jagen.

Gerade im Norden tolle Schulgebäude mit Sportplätzen in jedem Ort, in jedem zweiten dritten Dorf eine von außen neu wirkende Krankenstation. Das Land hat massig Gelder aber wem hilft all das Geld wenn keine Lehrer oder Ärzte vorhanden sind.

Immerhin wurde viel an der Infrastruktur in den Letzten Jahren geschaffen. Alle größeren Städte sind letzten Jahren mit einem guten Straßennetz verbunden worden. Aber an gebildeten Arbeitern und der Ausbildung fehlt es noch gänzlich, so das außerhalb der großen Städte ein ähnliches Bild wie in all den Ländern vorher besteht. Die einfache Landbevölkerung die mit reiner Handarbeit Felder bestellt und Wasser aus Brunnen trinkt.

Immerhin ist das Benzin für die Generatoren saubillig. Aber selbst das hilft kaum wenn man sich keinen Generator leisten kann oder kein Verständnis für die Pflege von Maschinen besitzt.

Ich erreiche Luanda, das Treiben nimmt zu. Eine staubige Piste und ich stehe am Atlantik.

Ein Sandstrand mit einem Gewusel wie Ameisen. Dicht an Dicht liegen sie im Sand und planschen im Wasser. Ja, Afrikaner haben nicht das Bedürfnis nach einer gewissen Distanz. Obwohl auf den Märkten genug Platz wäre bietet man seine Ware direkt nebeneinander an. So auch hier im vorderen und hinterem Bereich des Strandes ist noch Platz stattdessen sitzt man Zentimeter an Zentimeter.

Luandas Außenbezirk in knallender Sonne über eine sandverwehte Straße. Jetzt am Stadtrand dichter Verkehr, Smog und Wind bläst einem den Sandstaub in die Augen. Alle paar Kilometer halte ich für ein Cola oder Limonade.

Hinter dem Strand für die Einheimischen beginnt der Hafen. Hier die runtergekommenste Blechdachsiedlung die ich im ganzen Land sehe. Die Stimmung ist bestens, Menschen sind fröhlich, Kids die zwischen den Blechruinen Fußball spielen. Ein Ghetto in den steilen Abhang gebaut. Wellblechhütten umgeben und gebaut auf Müll. Die Straße zum und um den Hafen, sie ist ausgewaschen, kaputt, vermint mit Schlaglöchern. Wieder ein Rennen zwischen mir und den Trucks, Slalom fahren um die Schlaglöcher. In den Kuhlen überhol ich die LKWs und auf den fünf Metern Straße ziehen die an mir vorbei, um gleich wieder ausgebremst zu werden. Ein staubiger, anstrengender Kampf zwischen Truckern und mir. Es geht über eine Brücke, ich stehe im Zentrum Luandas. Mit einem Schnips ist all der Dreck, Staub und Müll weg. Keine fünfhundert Meter die das Ghetto von diesem Platz trennen. Mit einem Schlag befinde ich mich in einer nahezu sterilen Umgebung, einer nagelneuen Welt. Ein Yachthafen mit kleinen Segelbooten auf dem Wasser. Im Hintergrund die Landzunge auf der sich das Leben derer abspielt die etwas mehr Geld haben.

Eine Promenade am Wasser mit Fuß und Radweg, zwischen Park und Palmenanlagen. Daneben ziert eine neue Hochhausfront das Straßenbild.

Das ist das Angola von dem ich gehört hatte, reich, prunkvoll, luxuriös. Neue Autos, nahezu perfekt geordneter Straßenverkehr. Ich weiß dass ich mir hier in der Stadt wohl nicht mal die billigste Bleibe leisten kann und versuche mein Glück hier an der Strandpromenade. Klar, mit Biki falle ich auf, und mit dem ersten Jogger komme ich auch gleich ins Gespräch. Ein portugiesischer Architekt. Aber nach fünf Minuten Schnacken läuft er weiter. Ja hier wimmelt es geradezu von Portugiesen, in den kommenden Minuten weiter vier portugiesische Pärchen die hier am Sonntag langbummeln. Nach ein paar netten Worten laufen die weiter, keiner der einen lustigen Radler aufnehmen will.

Ich beschließe mein Glück auf der Landzunge zu suchen, Vielleich gibt es ja dort einen Spot mein Zelt aufzuschlagen, oder jemand bei dem ich unterkomme. Eine einzige lange Autoschlange die vier Kilometer bis zum Ende des Ladestreifen und wieder zurück führt.

Vollgepackt von Sonntagsurlaubern. Kilometer langer Sandstrand zum Atlantik auf der Seit nach Luanda Geschäfte, Bars, Hotels. Eine Welt für die Reichen, die Oberschicht Angolas, zu schweizer Preisen. Nein, hier werde ich keinen Campingspot finden. Zu vollgestopft und anonym. Hier werde ich auch keinen finden der mir eine Bleibe anbietet. Hotelpreise die bei zweihundert Euro die Nacht anfangen. Ich radel zum Ende der Landzunge, stecke meine Füße zur Abkühlung in die Wellen. Eine Gruppe Jugendlicher die Party machen. Nachdem dem die mich x-mal mit sich und ihren Mädels mit ihren Handys abgeknipst haben laden die mich zu zwei Bierchen plus Schnäpsen ein.

Mit etwas Alkohol im Blut steigt meine Laune, so lassen sich die Menschenmassen besser ertragen, und das Slalomfahren um die Sonntagsausflügler auf der Promenade fällt ebenfalls leichter. Ich radle zurück in die Stadt. Hinter der neuen Hochausfassade das Luanda wie es zu Kolonialzeiten von den Portugiesen erbaut wurde. Große ältere architektonisch interessante Gebäude, alle etwas runtergekommen, aber noch in funktionierender Form. Ich muss raus aus der Stadt, ich habe keine günstige Bleibe gefunden. Oben auf dem höchsten Hügel Luandas, mein Blick Richtung Süden, ich ahne Grausames: Soweit mein Auge reicht dicht bebaute Siedlung. Da werde ich Stunden brauchen durchzukommen, ehe ich einen Campingspot finde. Eine lange Nachtfahrt raus aus der Stadt steht bevor.

Ein Renault Duster stoppt neben mir. Auf Englisch fragt mich ein Portugiese ob er mir helfen kann.

Ja klar, ich sage dass ich ein Übernachtungsplätzchen gut gebrauchen könnte. Kein Problem, er wendet sein Auto, macht drei vier Telefonate und hat nach Zehn Minuten eine Bleibe für mich bei einem Freund organisiert. Hilfe naht wenn du sie am dringendsten brauchst. Luciano nimmt mich erst mit in seine Firma, dann zu seiner Familie. Wir kaufen Fish’n Chips plus ein paar Dosen Bier in einem Fastfoodladen. Mir wird schwindelig bei dem was das bisschen Essen kostet. Im Vergleich dazu lebe ich wie eine Kirchenmaus auf der Straße. Damit tauchen wir bei seinem Freund Riccardo auf. He, eine Waschmaschine und eine Dusche warten hier auf mich. Luciano sieht mein mit Klebeband repariertes Navi und meint er habe noch ein Geschenk für mich. Er läuft zu seinem Auto und kommt mit einem noch originalverpacktem Garmin s60 plus lauter zusätzlichem Zubehör zurück. Ich kann es fast nicht annehmen, aber er redet derart auf mich ein dass ich es dann einpacke. Klar kann ich das Teil gebrauchen, schon seit Monaten versuche ich ein neues Gerät zu bekommen. Im Regen hatte ich drei Softwareabstürze und wer weiß wie lange ich meinem Teil noch trauen kann. Klar, jetzt wo ich ein Ersatz habe wir mein Navi durchhalten, aber nur weil ich jetzt ein Zweitgerät mit mir rumschleppe.

Als ich aus der Dusche komme sind noch mehr Jungs eingetrudelt. Man trifft sich hier um Fußball zu schauen. In Portugal spielt Lissabon gegen Porto. Während die Fünf auf der Couch vor dem TV hocken mache ich mich über all die Leckereien her die jeder Mitgebracht hat. Von portugiesischem Schinken, Hühnchen, Indischem Curry, Reis, Fisch und Kartoffeln, belegten Brötchen, Salaten, esse ich mich quer über den Tisch. Etwas komme ich mir vor wie die Raupe Nimmersatt, nur das ich alles auf einmal in mich reinstopfe. Alle paar Minuten vordern mich die Jungs auf noch von diesem oder jenem zu probieren.

Den Rest der übrigbleibt wird eingepackt und ich bekomme ihn mit als Verpflegungspaket zugesteckt.

Morgens verlasse ich mit Luciano die Wohnung. Er arbeitet die nächsten vier Tage in Porto Amboin, 270 Kilometer südlich, wo ich ihn drei Tage später wieder treffe. Unglaublich wie teuer diese Stadt ist. Jeder der Jungs von Gestern zahlt über zwei dreitausend Dollar für eine kleine 30m² bis 40m² Wohnung. Aber angezogen von den guten Gehältern und Verdienstmöglichkeiten treffe ich noch so manch einen Portugiesen in Angola. Ja, es sind die vielen Portugiesen die ihre alte Kolonie noch „etwas“ in Schuss halten. Trotz Visahürden sehe ich viele, viele Portugiesen, außer Chinesen die wie Schmeißfliegen überall in Afrika zu finden sind, kaum andere Ausländer in Angola. So rolle ich gut gestärkt aus Luanda raus. Vorbei am Flughafen und langen, langen Industriegebieten. Zunächst noch dicht besiedelt mit ein paar wunderschönen Buchten. Schon mittags hört die Besiedlung auf. Klippen die hundert, zweihundert Meter über der Küste liegen. Reine Achterbahnfahrt, rauf und runter, hunderte von Höhenmetern die ich fresse. Anstrengend das Auf und Ab, zudem blasen mir vom Atlantik immer wieder Windböen entgegen – mein Arsch tut immer noch weh. Seit Brazzaville habe ich keinen Ruhetag eingelegt und spüre wie meine Muskeln schwerer werden. Wieder einmal verrechne ich mich, ich habe mit mehr Orten hier entlang des Küstenstreifens gerechnet, wenigstens mit kleinen Fischerdörfchen – nichts, nada. Glücklich das noch alle dreißig Kilometer einen Limonaden-Stopp erreiche. Die frische See Brise die mir entgegenbläst kühlt zwar ganz gut ab, aber das ist wenig Hilfe, die Sonne knallt erbarmungslos von oben. Hinter Luanda hat sich Landschaft schlagartig geändert. Eine grüne Steppe mit Kakteen und Büschen. Dazwischen ein paar Hütten mit Ziegen. Monate durch den Urwald, dann Angolas kahle Hochebene, noch ein Stück Urwald die grüne fruchtbare Ebene bis Luanda und direkt dahinter Steppe. Mit Musik in den Ohren gleite ich Richtung Süden. Buckel runter über einen der vielen Flussläufe, die eine Schneise durch die Hügellandschaft ziehen, und auf der anderen Seite wieder hoch auf die Klippen.

Erst drei Hundert Kilometer hinter Luanda der nächste größere Ort, Porto Amboin. Dazwischen fast nichts außer ein paar Hüttenansammlungen. Zum Glück hatte ich genügend Verpflegung zugeschoben bekommen. Ja, die Essensreste aus Luanda reichten mir gute zwei Tage. Alle hundert Kilometer ein größere Tanke oder Stopp Over für die Überlandbusse. Grillstände am Straßenrand jetzt mit viel Fleisch und Fischen. Dazu frische Pommes und ein paar Früchte die nun teurer werden als Fleischkost.

Mit einem Schlag ist Fleisch günstiger als Obst. Ja hier rennen auch nur Ziegen und ein paar Kühe rum und in den Gewässern tummeln sich die Fische. Nein, Verhungern muss ich nicht nur leider ist keiner der Stopps in meinen Karten. So das ich nie weiß wie lange es dauert bis ich einen nächsten „Futterstand“ finde. Ein Pick-up hält vor mir, zwei Jungs steigen aus und begrüßen mich, können es nicht glauben dass ich wirklich mit Biki von Europa bis hierher gestrampelt bin. Tags darauf erreiche ich nachmittags Porto Ambino. Ein Ort am Atlantik mit langem Sandstrand. Ich plansche gerade etwas in den Wellen am Strand da kommt mir Alex winkend entgegen. Der Typ mit dem „übermotorisiertem“ Pick-up, er hatte mein Rad wiedererkannt, lädt mich zum Bleiben ein. Er wohnt hier mit seinem Dad der vor Jahren aus Portugal ausgewandert ist. Seine Geschwister sind längst ausgeflattert, er hat eine Einliegerwohnung in dem Hof seines Vater. Der knuffige Papa bewohnt das Haupthaus und betreibt eine kleine Bäckerei, was man seinem Bauch ansieht. Alex Arbeitet nicht weit im Hafen als Zöllner und betreibt abends ein Bierhaus. Auch ihm sieht man seine Leidenschaft zum Bier und gutem Essen an.

Wir testen seine verschiedene Biere, ich zeige ein paar Bilder während er kocht.

Auch Luciano bei dem ich vor drei Tagen in Luanda unterkam ist mit von der Partie.

Ja, hier wird einem geholfen, Luciano organisiert gleich eine nächste Unterkunft in Benguela für mich.

Endlich ein Tag Rast. Der nächste Tag verfliegt wie im Nichts, ich weiß das ich Biki ein kleines bisschen gerichtet habe, die Lady hat mal wieder eine „neue“ Kette bekommen. Mittags bespaßte mich der Neffe und die Kids nach der Schule. Den ganzen Tag rennen irgendwelche Kinder im Hof rum. Mal kurz zur Schulpause, zum Mittagessen oder zur Betreuung. Nachmittags laufe ich mit denen zum Strand, wir springen zu Abkühlung ein paar Minuten in die Wellen. Zack-Bumm ist der Tag rum. Es geht weiter. Hinter Porto Amboin geht es steil in die Klippen hoch. Die Straße führt parallel zur Küste, keine zwanzig Kilometer im Hinterland, und ich stehe auf fünf, sechs hundert Metern. Umgeben von Hügeln und Bergen. Ein tolles Bild, nur die die Behauptet hatten entlang der Küste Richtung Süden sei es flach sind wohl noch nie mit dem Fahrrad hier gewesen. An manchen Tagen mache ich über eineinhalbtausend Höhenmeter mit Biki, Hoch und wieder Runter. Eine grüne Kakteenlandschaft, Kakteen die den Boden bedecken und wieder andere Kakteen die fast so hoch wie Palmen wachsen. Dahinter, karge ockerbraune Steppe mit ein paar Büschen und Ziegen. Nachmittags durchquer ich Sumbe, an einer Tankstelle zum Ortsausgang tanke ich Wasser. Zwei Freunde, ein Architekt und ein Jurist wollen mich zum Essen einladen. Auf die Frage wo, erklären sie mir das es vier Kilometer weiter ein nettes Restaurant mit „Grassdach“ gäbe. Ich radele schon mal los während die zwei darauf warten dass ihre Autos gewaschen werden. Klar, keine vier, fast vierzehn Kilometer weiter liegt ein nobel aussehendes Restaurant mit Strohdach. Zwei, drei Kilometer bevor ich das Restaurant erreiche haben die mich eingeholt. Nun fahren wir im Konvoi, einer vor- einer hinter mir, mit Warnblinklichtern, und lotsen mich auf das Gelände. Während die zwei sich hier nur bei einem Bierchen unterhalten, bekomme ich das zweitteuerste Fischgericht bestellt. Auf den Hummer verzichte ich. Die beiden wollen mich sogar zum hier schlafen überreden, dankend lehne ich ab. Nein, ich brauche kein Hotelzimmer für über hundert Dollar. Ein Herzlicher Abschied und ich bekomme noch ein paar Kwanzas zugeschoben. Eine wirklich nette Einladung. Angola, he, es ist schon das dritte Mal das mir etwas „Taschengeld“ zugesteckt wird aber so nobel habe ich auf der ganzen Reise nicht gespeist.

Es dämmert bereits, gestärkt rolle ich gerade noch ein paar Meter weiter und verziehe mich in die Büsche. Ja hier ist keiner mehr der mich stört oder morgens finden würde.

Am Morgen, in einer der rasanten Abfahrten eine Schrecksekunde. Gute zehn Meter vor mir kriecht eine Schlange aus dem Kaktusgestrüpp. Eine zwei Meter lange armstarke Kobra. Ich bin schnell, zu schnell um zu stoppen. Geistesgegenwärtig reise ich meine Beine hoch und die Schlange attackiert meine Fronttasche, prallt ab und verkriecht sich wieder in das Stachelgestrüpp. Ein kurzer Adrenalinstoß und ja, danach bin ich wach.

Puh, dem war knapp, immer wieder sieht man überfahrene Schlangen hier auf den Straßen. Vor Tagen sind mir zwei fette Vogelspinnen über den Weg gelaufen. Seitdem ich letztens sogar ein etwas „kleineres“ Modell einer Vogelspinne in meinem Zelt hatte, kontrolliere ich auch immer brav was morgens in meinen Sandalen ist bevor ich in sie hineinschlüpfe.

Aber nein, mit so einer hinterhältigen gemeinen Attacke hatte ich nicht gerechnet.

Ich komme trotz Küstennähe immer mehr in die Hügel Angolas, es wird karger, sogar das Grün der Kakteen verschwindet. Nur noch trockene Büsche, Sträucher und sandige Hügel. Steile Abfahrten und ein letzter knackiger Anstieg, über mir knallt die Sonne, unter mir brennt der Arsch. Seit Tagen werde ich mit meinem Sattel nicht mehr einig. Zu Steil der Anstieg für mich, ich schiebe sogar auf asphaltierten Straßen hoch, aber auch LKWs die an dieser Stelle hoch und runter kriechen. Geschafft, ich stehe hoch über dem Atlantik, ein weiter Blick übers Meer, zu meinen Füßen liegt Lobito. Ein langer, steiler, staubiger Downhill, vorbei an lauter Sandsteinbrüchen.

Mir tut mein Arsch so weh dass ich bei der nächsten Sattlerei stoppe. Ich schnappe mir zwei Lagen alten Schaumstoff, den ich mit einer Rolle Tesafilm über meinen Sattel klebe. Mal gespannt ob diese Polsterung etwas bring. In Lobito habe ich die Telefonnummer von Riccardo. Nachdem ich ihn erreiche kommt er sofort mit seinem Toyota Hilux vorbei um Hallo zu sagen. Aber er wohnt nicht hier in hier Lobito sondern der nächsten Stadt, Banguela. Es ist gegen meine und Bikis Ehre, das Rad einfach in den Kofferraum zu werfen und mitzukommen. Er beschreibt mir wo er wohnt und ich verabrede mich für später. Lobito und Banguela liegen gerade dreißig Kilometer auseinander. Alles flach, eine fette vierspurige Bundesstraße, parallel eine Bahnlinie, daneben die Atlantikküste. Wie auf Schienen gleite ich mit leichtem Rückenwind in den Abend. Zwei Autos die neben mir herfahren, Fotos machen und im Anschluss mir eine Cola und eine Tafel Schokolade in die Hand drücken, ohne dabei anzuhalten. Zur rechten ein traumhafter Sonnenuntergang im Atlantik, Afrikaner die auf den Bahngleisen spazieren und spielen, links von mir die steile Bergkette aus der ich gerade komme.

Zehn Kilometer vor Banguela wird’s Dunkel. Kids neben mir, die mit ihren Mopeds, meist ohne Beleuchtung, einen auf Show machen. Sich flach wie auf einem Surfbrett über den Sitz legen, versuchen sich in der Fahrt aufs Bike zu stellen oder im Wheelie zu fahren. Das ganze bei Dunkelheit und mit jeder Menge Alkohol im Blut.

Einen der Boys haut’s vor mir auf die Fresse, anhalten wäre Fatal, am Ende wird mir die Schuld zugeschoben.

Das, wovor die Portugiesen mich hier gewarnt haben, egal wie schuldig oder alkoholisiert der Angolaner in einem Verkehrsunfall ist, als Weiser ist man immer Schuld und wird unter Umständen sogar gemobbt.

Nein, das Kerlchen hat nichts schlimmes, nur ein paar Schürfwunden, und steht schon wieder neben seinem Moped als ich an ihm vorbeiradele. Riccardo wartet schon vor seinem Apartment auf mich.

Vier steile Stockwerke muss ich Biki noch im engen Treppenhaus hochschleppen und werde herzlichst von seiner Familie empfangen. Riccardo ist mein Mann, am nächsten Tag kümmert er sich den ganzen Vormittag um mich. Mein Problem ist es, eine Visaverlängerung zu bekommen. Noch bleiben mir zwar fast zwei Wochen aber bis zur Grenze sind es weit über tausend Kilometer. Zumal ich noch den kleinen Umweg nach Namibi durch die Namib Wüste radeln wollte.

Ab zu Immigration, so schwierig wie sich einst die Visabeschaffung gestaltete, ist es jetzt eine Verlängerung zu bekommen. Aber Dank Riccardo kommen wir an den richtigen Officer der Verständnis für meine Situation hat und verspricht nicht wie üblich in einer Woche sondern bis Morgen meinen Antrag zu bearbeiten, wenn, ja wenn wir es schaffen bis in zwei Stunden alle Nötigen Papiere zusammenzustellen. Dazu gehört erst einmal die Formulare; für Zehn Dollar zu Kaufen, ein Begründungsscheiben, warum ich eine Visaverlängerung brauche, das dann auch noch notariell beglaubigt sein muss.

Eine Stunde vierzig und wir sitzen wieder im Office und geben den Pass mit allen nötigen Papieren plus zwanzig Dollar „Beschleunigungsgebühr“ ab. Nicht nötig, meint der gute Mann. Lässt die zwanzig Dollar „Motivation“ aber mit in den Papieren liegen.

Am Ende kostet mich die Visaverlängerung 130 US Dollar: Zehn Dollar das Formular, zwanzig Dollar die notariell beglaubigte Unterschrift, achtzig Dollar die Verlängerung und zwanzig Dollar damit das ganze glatt von der Bühne geht, und nicht wie so ab und zu mal der Pass einfach verloren geht.

Auf gut Deutsch eine kleine Bestechungsgebühr

Geradezu ein Schnäppchen wenn man weiss was für einen Stress man hat, mit abgelaufenem Visa an der Grenze zu stehen. Da jeder überzogene Tag mit 150 US Dollar geahndet wird sind diese hundertdreißig Dollar eine gute Investition.

Abends nimmt mich Riccardo zu seiner Spinning-Runde mit. Auf einem freiem Basketballplatz im Stadtzentrum sind zwanzig Spinningbikes aufgebaut. Fette Boxen, zu lauter Rockmusik mache ich das was ich den ganzen Tag vermisst hatte: in die Pedale treten. Ganz oder gar nicht angestachelt von der Musik und den Anderen gebe ich alles. Den Pausenclown vor uns auf dem Podest könnte ich heute Abend spielend ersetzen. Ich hab ein paar witzige Sprüche zur Motivation drauf. Ein bunter Haufen Portugiesen und ich die sich einen abstrampeln, ein paar Afrikaner die belustigt zuschauen. Nee, Sauna, die braucht man hier nicht zu erfinden, der Saunagang das was wir früher immer nach dem Spinning machten: Nach dem Schwitzen ist vor dem Schwitzen. Aber wann hat man schon mal die Chance bei dreißig Grad draußen um Sieben abends auf ’nem Spinningbike zu sitzen – das zu schallend lauter Rock-Musik mitten in der Stadt?

Am kommenden Morgen habe ich Durchfall vom feinsten, mir fast peinlich, und Ricardos Frau tut es Leid weil sie glaubt das ich mich bei ihnen überfuttert hätte. Ich quäle mich zur Immigration - kein Visa, kein Pass, keine Verlängerung.

Völlig platt lege ich mich auf die Couch, Maria kümmert ich ein bisschen um mich. Mittags kommt Riccardo wieder und verschwindet „kurz“ um meinen Pass abzuholen. Ja, Afrikanisch zehn Minuten enden dann mal schnell in zwei Stunden. Aber he, immerhin kommt er mit meinem Pass und einer Verlängerung für weitere sechs Wochen erfolgreich wieder. Klasse, da kann ich ja richtig trödeln. Dazu hat er mir eine Packung Imodium Akut, Durchfalltabletten, aus der Apotheke mitgebracht.

T I A. This is ANGOLA.

Teuer teuer teuer

Sechzehn Dollar – tausendsechshundert Kwanzas für acht Microtabletten.

Vor Monaten keinen Dollar für die dreifache Menge grüner Durchfallpillen in Conakry hingelegt.

Aber richtig süß wie liebevoll sich alle hier um mich kümmern. Angola ist schon lange nicht mehr so anstrengend wie die afrikanischen Länder zuvor. Alles entspannter, keine Kids die mir hinterherrennen, nicht mal irgendwelche nachrufe. Höchstens mal ein Haufen neugieriger Gesichter. Alles einen tacken sauberer. Eine deutlich höher gebildete Mittelschicht als an der gesamten Westküste. Aber immer noch viel zu viele Kinder in den Dörfern. Hier beherrscht immer noch das gleiche Bild, ein Leben wie es vor Hunderten von Jahren kaum anders war. Es gibt zwar Colaflaschen und Handys, aber alle Feldarbeit wird von Hand erledigt. Ziegen, Kühe, Hühner laufen frei um die Strohhütten, Trampelpfade durch die Büsche, und das Wasser wird Kilometer weit auf dem Kopf herangetragen. Immerhin existieren viele neuere Schulgebäude - ohne Lehrer. Krankenstationen ohne Ärzte oder Krankenschwestern.

Nur ein paar Portugiesen die mit Traktoren größere Felder bestellen und mal eine große Rinderfarm oder sogar eine riesige Pferderanch betreiben. Immerhin sehe ich täglich ein bis zwei Mal einen Krankenwagen auf der Straße mit Blaulicht an mir vorbeifahren. So reich dieses Land auch sein mag, der größte Teil lebt in Armut. Immerhin gibt es im Vergleich zu den anderen afrikanischen Ländern eine Mittelschicht die nichts mit der reichen, korrupten Regierung am Hut hat, und die wirklich versuchen beim Aufbau des Landes mitzuwirken.

Zu dem die vielen Portugiesen hier die wirklich einiges an Schwung in das Land bringen, auch wenn Angola zu Kolonialzeiten wohl mehr glänzte als heute. Viele alte aufwendige Gebäude mit echten Ziegeldächern, alte Traktoren, verlassene Fabriken, Dorfkerne: Überreste glorreicherer Zeiten. So viel was in Zeiten des Bürgerkriegs und des Kommunismus zerstört wurde und untergegangen ist. Die Zerstörung überall zu sehen. An den Fassaden Einschusslöcher von Maschinengewehren, abgefackelten Häusern und alten Panzern am Straßenrand. Angola ein Land wo man den Aufschwung immerhin ein bisschen Spürt, zu mindestens wenn man mit den Leuten und den vielen hier aktiven Portugiesen redet, eine überwiegend positive Meinung.

Nach den zwei Tagen Banguela geht’s weiter, mein Durchfall – zwar nicht ganz vorbei, aber ich möchte nicht weiter eine Belastung von Richardo und seiner Frau Maria sein, die genug Stress mit Kind und Uni hat. Etwas geschwächt aber Happy meine Visaverlängerung zu haben rolle ich weiter. Ja, das nimmt mir den Druck, die nächsten Tage Vollgas durch das Land pesen zu müssen. So kann ich meine geplante Route fortsetzen, plus dem kleinen Umweg über Namibi und dann mir bleibt immer noch viel Zeit.

Weiter auf eine der erst vor kurzem fertiggestellten Straßen. Hinter der Stadt tote Hose, nichts mehr. Kaum noch Siedlungen, kein Verkehr mehr, ab in die Steppe. Entlang der Küste Richtung Süden, der Namibi Wüste.

Traumhaft ruhig, wenn nur alle Straßen so ruhig und gut wären.

Am Morgen eine letzte große Tanke und danach nichts mehr. Immer wieder auf und ab über immer kargere Berge. Kein Stopps, keine Limo, nichts zum anhalten und „auftanken“ bis zum späten Nachmittag. Es geht runter in ein Flusstal, wie in einer Oase findet das Leben hier statt. Schon von oben sind diese grünen fruchtbaren Tiefebenen zu sehen. Feldanbau, Bananenplantagen und kleine Märkte. Das was hier angebaut wird ist günstig zu bekommen, Hühnchen und Bananen zu Spotpreisen was angolanische Verhältnisse betrifft. Am und um diese Flussläufe die aus den Bergen kommen immerhin einiges an Leben. Davor und dahinter Pampa. Keine zwei Kilometer weiter Schlängelt sich die Straße wieder hoch aus dem Tal, in die Steppe. Es wird immer kahler, der Einstig in die Namibiwüste - die Straße verräterisch leer. Irgendwie hätte mir der Instinkt sagen müssen das etwas nicht ganz stimmt. Eine derart gute unbefahrene Straße, irgendetwas ist faul an der Sache. Mehr Kühe und Rinder als Menschen oder Autos um mich rum.

Zweiter Tag hinter Banguela: rot-weiß markierte LKW Reifen mitten auf der Straße als Warnung.

Als Warnung das hier die Straße endet. Man hatte mir gesagt dass eine Teilstrecke zwischen Banguela und Namibi nicht fertiggestellt ist. Wie schnell habe ich mich an diese guten Straßenverhältnisse gewöhnt! Ich hatte fast vergessen wie schlecht afrikanische Straßenbeläge und Pisten sein können.

Die letzten vierzehn Tage viele tausende Höhenmeter hunderte von Kilometern auf allerbestem Asphalt. Da sind sie wieder:

Downhills, so verblockt mit Steinen, ausgewaschen von Erosion und Wind das ich bergab kaum Fahrt aufnehme. Anstiege so steinig und steil das ich Biki schieben muss. Staubige, sandige Rampen, der Staub so schmierig und fein das ich beim schieben mit meinen glatten Sandalen sogar beim hochschieben dauernd abrutsche.

Schlagartig endete die Straße, vor mir eine zerklüftete Berglandschaft. Keine Möglichkeit die Straße um die Hügelkuppen rumzuführen. Eine Ansammlung letzter Hütten, und einer Wasserstelle. Die Menschen hier gehören zu einem komplett anderen Stamm als noch vor wenigen Kilometern. Nur noch leicht bekleidet mit Lendenschutz rennen die Frauen, Männer, Jungs und Mädchen rum. Ja, das macht Angola so spannend und interessant, viele landschaftliche und kulturelle Wechsel. Ab hier stehe ich vor einem harten Brocken Arbeit. Über hundert Kilometer Wellblechpiste Rampen rauf und runter. Durch eine Wüste – karge Steppe umgeben von hundert bis zweihundert Meter hohen Bergkuppen. Einer von Trucks und Pick-Ups ausgefahrenen, zusätzlich von Wind und Regen ausgelassenen ausgewaschenen Piste. Ich kann kaum schneller als zehn, zwölf Kilometer fahren, schneller schaukelt sich Biki unangenehm auf. Nicht mal seitlich der Strecke eine Spur die fahrbarer wär.

Gleich in der Zweiten Abfahrt wo ich versuche, es etwas laufen zu lassen, begeht meine Kamera Selbstmord: Sie springt aus meiner Lenkertasche in den Staub und kullert so ganze zehn Meter neben mir durch den Sand. Ein letztes Lebenszeichen, mit ausgefahrenem Objektiv hängt sie sich für Nimmerwiedersehen auf. Nein, das ist nicht mein Tag.

Ich könnte Kotzen. Auch wenn keine Bilder verloren gehen, alleine zu wissen dass ich jetzt keine Fotos mehr machen kann … grrrr….. Gerade hier wo die Landschaft so viel zu bieten hat, diese zerklüfteten, sandigen von Erosion geformten Felsen und Hügel. Manchmal bedeutet mir Fotografieren fast so viel wie Mit Biki durch die Welt zu cruisen.

Die steilen Rampen schiebe ich hoch, Fliegen die um mich kreisen und mich halb verrückt machen. Im Fahrtwind habe sie meist keine Chance mitzuhalten aber bei der Schrittgeschwindigkeit fliegen sie mir in die Ohren um die Augen und in die Nase. Dazu die Sonne die von oben ballert. Suche ich unter einem Baum Zuflucht vor der Hitze, nerven gleich hunderte dieser Fliegen so dass ich genervt nach fünf Minuten Pause weiterrolle.

Die paar Fahrzeuge die mich überholen oder entgegenkommen, können es kaum glauben was sie sehen. Alle winken fröhlich und jeder dritte, vierte der anhält und Hilfe anbietet. Es kostet mich sogar etwas Überwindung, das Angebot abzulehnen, Biki auf die Ladefläche zu legen, und mich bis ans Ende der Strecke mitzunehmen. He, ich habe es bis hierher die gesamte Westküste Afrikas ohne Hilfsmittel gemeistert, ein Angola Visum samt Extension in der Tasche, da werde ich dieses „Stückchen“ auch noch schaffen. Super nett, ich bekomme ein paar Maracuja-Früchte, dann eine Flasche Wasser und einmal einen Sack voll frischer Brötchen zugesteckt.

Es ist einer dieser extrem harten Tage an denen man sich fragt warum man sich diese Härte antut? Wieso quäle ich mich freiwillig durch diese Wüste?

Aber warum rennen Menschen die steilsten Berge hoch? Suchen noch schwierigere Kletterrouten in den Felsen, obwohl der Berg schon längst erklommen wurde? Es ist die Herausforderung, das Abenteuer und die Erfahrungen am eigenen Körper zu was man fähig ist. Und außer meinem Arsch der immer noch trotz aufgeklebter Sattelpolsterung schmerzt fühle ich mich fit.

Mag der Weg auch staubig, steinig, steil und schwer sein, so spannender die Umgebung, umso größer die Herausforderung. Ich mache diese Reise nicht um gemütlich dem Lahnradwanderweg zu folgen, auch wenn diese Tour damit begann.

Heute Morgen brauchte ich für die ersten dreißig Kilometer gerademal eine gute Stunde, bis die Straße endete. Für die weiteren sechzig Kilometer waren es sechs Stunden.

Meine Handgelenke, Arme, der Rücken – alles komplett durchgerüttelt, verkrampft. Nicht von meinen Waden zu reden, die fühlen sich so hart wie Betonklötze an. Kaum ein Muskel am Körper der wohl nicht verspannt oder verkrampft wäre.

Der zweite Tag durch die zerklüftete Hügellandschaft auf dieser Piste verläuft deutlich flacher. Nicht mehr ganz so viele Steigungen. Zudem ist neben der Strecke schon die neue geplante Straße in der Entstehung. Auf dem Kiesbett rollt sich es angenehmer, wenn man von rollen überhaupt reden kann. Nach etwas über hundert Kilometern hat der Spuk ein Ende.

Wegen diesen unfertigen „paar“ Kilometern müssen größere LKWs und die Überlandbusse einen Umweg von zwei Tagen in Kauf nehmen. Von Banguela führt eine Straße weit ins Hinterland nach Lubango und von dort wieder hierher an die Küste nach Namibi Stadt.

Mittags erreiche ich die rettende Tankstelle. Ein Cola & Keks Zwischenstopp. Die Wasserreserven werden aufgetankt. Selbst hier mitten in der Wüste: Diesel kostet 40 Cent, meine Wasserflasche das Fünffache: Zwei Dollar oder 200 Kwanza.

Dahinter beginnt wieder die beste Teerstraße wie sie gestern Morgen abrupt aufhörte. Eine erst kürzlich fertiggestellte Landstraße, durch eine fast flache karge Wüstenebene. An drei, vier Stellen eine noch nicht fertiggestellte Brücke, so dass man für zwei - drei Hundertmeter durch den Staub umgeleitet wird. Stündlich gerade mal zwei, drei Autos, die vorbeiziehen. Ich rolle ganz alleine durch die Wüste, der einzige Gegner: Wind vom Atlantik der mir entgegen pustet. Dafür bringt er eine leichte Abkühlung zur ballernden Sonne.

Vierzig Kilometer vor Namibi, eine Kreuzung. Ich komme an die Hauptstrecke die von Lubango nach Namibie führt, eine deutlich ältere und stärker befahrenere Straße. Die vierzig Kilometer nach Namibi geht es meist runter, einer Verträumten Kleinstadt aus den Kolonialzeiten. Tolle alte Gebäude, ein Hafen und eine neue Eisenbahnlinie die nicht fährt. Für mich die schönste Stadt Angolas die ich sehe.

Es ist Sonntag, ein Autorennen quer durch die City, die halbe Stadt ist abgesperrt. Lustige Carrera Rennwagen, die an einem vorbeirasen, und ich hab keine Kamera.

Nur drei, vier Supermärkte die heute offen sind. Ich beschließe morgen nochmal in die Stadt zu kommen und rolle raus. Ein Trucker der mir ein Stückchen außerhalb einen netten Strand zeigt. Neben einem bewachtem Sendemast stelle ich für heute mein Lager auf, teile mit dem Wachmann meine Fischbrötchen. Nachts kommt mein Truckerfreund wieder und lädt mich zu sich ein. Ich soll nur nichts von seiner Freundin und dem Kind heute Mittag erzählen – was ein Schlawiner. Zuhause hat er eine nette Frau und drei Kids. Ich bekomme eines der Kinderzimmer. Am Morgen gehen die zwei Jungs in die Schule, mittags die größere Schwester. Selbst hier in der Kleinstadt, viele, viele Schulen mit noch mehr Kindern und kaum Lehrkräften.

Ich rolle durch die Stadt auf der Suche nach einem der sich um meine Kamera kümmert. Etliche Fotoläden aber keiner der wüsste wo man sowas hier reparieren kann. Vor einem Supermarkt quatscht mich ein Radioreporter an, der mich unbedingt fürs Radio Angola interviewen möchte. Wir machen für den nächsten Morgen einen Termin an der Radiostation aus. Aber kein Kamerareparaturladen. Nur ein kleiner Kreuzschlitz Schraubenzieher den ich in einem der Chinaläden dem Elektriker abluchse.

Damit rolle ich zurück zu der Familie wo ich meine Sachen gelassen habe. Mein lustiger Trucker macht mir einen Kaffee und ich zerlege meine Kamera selber. Ich bin richtig gut, bis zu dem Punkt wo das Objektiv mit Spezialschrauben verschlossen ist. Nein hier komme ich nicht weiter. Immerhin schaffe ich es den kompletten Body wieder zusammenzuschrauben. Leider ist das Problem nicht gelöst. Die Kamera bleibt unbrauchbar. Am nächsten Morgen rolle ich, mit gepackten Taschen, nach Namibi. Keiner der am Radiosender, wie verabredet, auf mich wartet, oder auch nur von mir weiß. Immerhin sind sie wirklich interessiert, ein Einziger der ordentliches Englisch spricht. Im Tonstudio unterhalten wir uns eine Weile und es kommt ein nettes Interview raus. In der Stadt kaufe ich mir einen Ersatz für meinen gecrashten Fotoapparat, in einem der vielen Kodak Shops. Alle entwickeln Bilder aber keiner der nur ein annähernd preislich interessantes Modell hätte. Zwei einfachere ältere Spiegelreflexkameras sollen je tausend Dollar kosten. Im vierten Laden eine gebrauchte Bridgeknipse, für ein Viertel des Preises: zweihundertfünfzig US Dollar für eine kleine Nikon Kamera. Brauchbar für ganze drei Tage dann beginnt der Autofokus zu spinnen.

Grrr. Nein, was die digitale Elektronik betriff, kein Glück auf der Reise. Afrika ist einfach nicht für High-Tech ausgelegt. Die Hitze, der feine Staub, Sand und das durchgerüttelt werden auf schlechten Straßen.

Zudem wird in Afrika meist nur der Ausschuss Chinas verkauft. Auf den ersten Blick nicht wahrnehmbare technische Mängel. Aber nach zwei, drei Tagen, Wochen, Monaten stellt sich meistens ein Fehler als Defekt raus. Das mit der Garantie ist hier sowieso so eine Sache.

Auf meiner letzten Reise die einzigen zwei Stück Technik die dabei Waren; ein Walkman, der auch ständig kaputt ging und meine Nikon Spiegelreflexkamera. Die war einfach unkaputtbar, wie oft ist mir die aus der Tasche gehopst, runtergefallen, zugestaubt. Oft hatte ich ihr einen Tod vorhergesagt aber das gute Teil lebt heute noch. Die einzige Technik die bis jetzt durchmacht ist mein Laptop. Die Wassertaufe in der ersten Nacht hatte er fast überstanden, er wurde wiederbelebt und seit dem ist es gut.

Ja, das stück Technik von dem ich am ehesten angenommen hatte das es sich als erstes auf dieser Reise verabschiedet läuft immer noch. Totgeglaubte leben eben länger.

Bei Biki, außer dem mittlerweile viertem Satz Pedale, fast keine Zicken. Gut, die Bremsen sabbern etwas Bremsflüssigkeit aber dem ist schnell Abhilfe geschaffen. Nicht ganz wie es der Hersteller verlangt habe ich inzwischen alle möglichen, verschiedenste ölhaltige Produkte als Bremsflüssigkeit getestet.

Ich bin glücklich wieder eine funktionierende Knipse zu haben und rolle zurück in die Namib Wüste...

Die vierzig Kilometer zu der Kreuzung zurück, von der ich vorgestern kam, und ab dort Richtung Lubango.

Ganz langsam steigt die Straße. Erst noch karge braune Felsen, desto weiter ich Hinterland gelange umso grüner wird es. Neben mir verlaufen neu angelegte Schienen. An einer Stelle ist das Kiesbett weggespült so dass die Gleise aussehen wie eine Hängebrücke. Ein zwanzig Meter langes Schienenstück das gerichtet werden müsste, aber von Arbeitern vor Ort nichts zu sehen. Das was in Europa binnen zwei Tagen geschieht juckt hier mal wieder keinen. So bleibt die gesamte Bahnlinie, die vierhundert Kilometer, zwischen Namibi und Lubango unbenutzbar.

Landschaftlich der Hammer, ich, glücklich eine Kamera gekauft zu haben. Die karstiger steinige ockerbraune Wüste von heute Vormittag hat sich zu einer hellgrün schimmernden Ebene, mit riesigen rundgeformten Sandsteinfelsen, gewandelt. Die sich wie gigantische Ostereier links und rechts vom Straßenrand auftürmen. Am Horizont die Bergkette die ich morgen erreichen werde. Berge, in die es steil hochgeht. Tolle Motive, keine Ahnung was ich mir antun würde, hätte ich keine Knipse gekauft, auch wenn ich jetzt meinen Gürtel noch ein Loch enger schnallen muss.

Am nächsten Nachmittag Stehe ich am Fuße der Bergkette. Ein Straßenmarkt am Fuße, seit Namibi gab es außer einer Tankstelle fast nichts um Essen zu kaufen. Gut gestärkt und eine Extraportion Hähnchen und Pommes für abends in den Taschen geht es in den Anstieg. Es geht von sechshundert Metern auf über zweitausend Meter hoch. Ich weiß dass ich das nie und nimmer bis heute Abend schaffe. Super Wetter, leicht bewölkt, ab nachmittags brennt die Sonne auch nicht mehr so intensiv. Die Straße schlängelt sich nach oben, kleine Wasserfälle und Bachüberquerungen. Eine Straße die in den Abhang geschlagen wurde. Immer wieder ein grandioser Blick in die Ebene aus der ich gekommen bin. Auf halber Höhe ein Wasserfall unter dem ich eine Dusche nehme, fünf, sechs Windungen weiter eine S-Kurve. Hinter der Leitplanke ein kleiner flacher Fleck zum Campen. Keine zehn Meter zum Straßenrand. Aber bevor ich mich drei, vier Stunden durch die Dunkelheit, auf der doch recht befahrenen Straße, nach oben quäle, schlage ich hier mein Lager auf. Keiner der mich stört oder meint ich könne hier nicht campen, obwohl mich fast jeder sehen kann.

Eine gute Entscheidung, eine Stunde später ein kräftiger Regenschutt. Morgens ziehen Nebelschwaden aus dem Tal nach oben und sorgen für frische Morgenstunden. Kurz vor dem Gipfel, eine Zickzack Linie in die Felsen gehauen. Eine abenteuerlich aussehende Konstruktion für gut hundert Höhenmeter. Eine aus den achtziger Jahren stammende Konstruktion. Auf Betonpfeiler gestützte Straße, die sich gegen den Berg lehnt. Ein echter Blickfang. Im Zickzack Kurs kurbel ich mich an drei liegengebliebenen LKWs vorbei und erreiche den Gipfel. Dahinter geht es nicht wie vermutet bergab, es bleibt auf der Höhe. Eine Hochebene auf zweitausend Metern. Eine komplett andere Vegetation als tausend Meter unter mir. Ich rieche den süßlichen Duft von Kiefernadeln. Am Straßenrand werden körbeweise Champignons und Äpfel verkauft – nichts anderes. Ich halte an einem der hunderten Stände an, gleich zwei dutzend Verkäuferinnen die mir ihre Äpfel andrehen wollen. Aber keiner der auf meine Angebot eingeht, mir nur drei, vier Äpfel abzutreten. Überhaupt unverschämt teuer, dafür das die Plantagen direkt neben der Straße stehen. Ein Stück weiter – ich stelle Biki an die Leitplanke und schüttel den nächsten Apfelbaum der am Straßenrand steht. He, was die können kann ich schon lange.

Überhaupt habe ich das Gefühl das Weisse hier doppelt abkassiert werden. Ein Marktplatz zehn Kilometer vor Lubango, das halbe Hähnchen soll das vierfache wie noch vor kurzem kosten. Da bleibe ich lieber ein stückchen hungrig bevor ich mich übers Ohr hauen lasse. Lubango liegt vierhundert Meter tiefer. Eine lange, steile Abfahrt. Bikis Bremsen versagen. Ein viertes Mal das ich fast keinen Druckpunkt auf der Vorderradbremse habe – was soll’s, wer bremst verliert. Noch tut’s die Hinterradbremse so einigermaßen. Ein Shoprite Stopp, einem der großen Supermarktketten Angolas, hier fülle ich meine Satteltaschen mit Keksen, Cornflakes, Wurst, Brot und allen möglichen Lebensmitteln auf.

Ich bin gerade noch fünfhundert Kilometer von der Grenze zu Namibia entfernt. Eine hoch gelegene Ebene, so flach wie ich es seit der Sahara nicht mehr hatte. Die Straße fällt ganz langsam auf tausend Meter, unmerkbar.

Kinder die alle einen Plastikstuhl, auf dem Kopf, zur und von der Schule tragen. In der Nachmittagssonne radele ich vollbepackt aus der Stadt. Links und rechts Rinder und Ziegen am Straßenrand. Vereinzelt Hütten und Felder. Abends schleife ich Biki eine ganze Ecke weg von der Hauptstraße. Durch Dickicht, Maisfelder auf Trampelpfaden, weit hinter die Hütten um nicht entdeckt zu werden.

Morgens finde ich nicht mehr den Weg den ich in Dunkelheit eingeschlagen habe. Fast eine Stunde irre ich etwas ab der Straße durch das Gestrüpp. Überall Dornen, stachelige Büsche und Kakteen.

Immer mal dazwischen eins, zwei Strohhütten an denen ich vorbeikomme. Stachelzweige als Wegsperre, so dass die Rinder nicht auf die Felder gelangen. Gleich zwei mal Kids die schreiend vor mir wegrennen. Erst eine ganze Weile Später drei, vier Lehmhütten mit Bauern die mir den Weg zurück zur Straße zeigen.

Trotz der Tausend Dornen nicht einen Platten, währen ich vollkommen verkratzt bin. Ich habe zu hundert Prozent in diesem Gestrüpp mit einem Plattfuß gerechnet. Alleine in den Letzten Tagen bekam ich drei Plattfüße, nur weil ich für ein paar Meter die Straße verlassen hatte.

Ich rolle gerade mal ein knappes Stündchen, ein kleiner Ort aus portugiesischen Kolonialzeiten.

Zwei Jungs die mir zuwinken. Im Tante-Emma-Laden kaufe ich ein paar Brötchen und die zwei kommen mir nach. Mario und sein Bruder Johannes, sie laden mich zum hierbleiben ein. He, eine Dusche kann ich gut gebrauchen. Johannes ist auf Stippvisite hier, seinen Bruder und Vater zu besuchen. Johannes steht in den Startlöchern, er hat gerade seinen Pilotenschein gemacht und hofft bei Ryanair oder Malaysia Airlines als Pilot genommen zu werden. Mario und sein Vater haben hier in Angola ein riesiges Gelände gekauft, mit der Idee eine Marmorstein-Fabrik zu errichteten. Das Grundgerüst der Halle steht bereits.

Maschinen und Geräte aus Portugal warten nur noch darauf installiert zu werden. Weil ihr Marmor-Geschäft in Portugal nicht mehr gut lief hatten die zwei sich neu orientiert und hier vor Jahren angefangen diese Fabrik hier zu errichtet.

Allerdings kommt sein Vater zwei Tage später mit der Nachricht aus Luanda, dass er die Firma für gutes Geld an einen Freund hier in Angola verkauft habe. Nach sechs Jahren Angola schlagen die Chelos hier ihre Lager wieder ab. Drei herzliche Jungs. Johannes vermacht mir einen Fahrradschlauch und als ich meine inzwischen defekte Nikon zeige, kramt Mario eine kleine Canon Knipse raus mit den Worten: Ich könne sie besser gebrauchen als er.

Ja, es bleibt nicht bei der Dusche, noch Mittags wird auf dem Fabrikgelände das beste hydraulische Mineralöl für meine Bremse besorgt und Biki wird etwas gerichtet. Insgesamt vier Tage die ich hier verbringe. Eine willkommene Pause die ich einlege. Seit meinem Start, vor sechs Wochen aus Brazzaville, hatte ich ganze zwei Tage Pause eingelegt, vierzig Tage radeln fast ohne Unterlass.
Wir verstehen uns wirklich gut und jeden Tag verschiebe ich meine Weiterabfahrt nach hinten. Inzwischen ist Marios Vater mit der guten Nachricht dass der Fabrikverkauf unter Dach und Fach ist, aus Luanda wieder erschienen. Johannes ist wieder auf dem Weg nach Portugal. Ja, irgendwann reiße auch ich mich hier los und rolle weiter. Aber auch für Mario ist es an der Zeit seine sieben Sachen hier zu packen und Angola zu verlassen, die Firma hier ist verkauft, dieses Kapitel abgeschlossen. Für Menschen wie ihn gibt es immer was zu tun, irgend eine neue Aufgabe wird schon auf ihn in Portugal warten. Mario begleitet mich noch ein Stück mit dem Motorrad aus dem Ort. Wir zwei hätten uns noch viel zu erzählen, vielleicht später wieder in Europa.

Die letzten vierhundert Kilometer durch Namibia flach, flach, flach. So eine flache Hochebene habe ich bis jetzt noch nicht erlebt. Es bleibt konstant auf etwas über tausend Metern. Überall Rinder und Ziegen am Straßenrand, die manchmal auch mitten auf der Straße stehen. Eine nagelneue Straße auf der man spielend 120 Km/h fahren kann und darf.

Wer hier rast riskiert einen Kuh-Crash. Sogar die vierzig Kilometer Schotterpiste die wirklich jeder zweite erwähnte, sind extra für mich, zwei Tage vor meiner Ankunft, fertiggestellt worden. Nur meine Innenschläuche verlassen mich, einer nach dem anderen. Abends in Ondjiva, bei Dunkelheit, repariere ich meinen zweiten Platten für heute. Mit dem repariertem Reifen komme ich nicht weit, am Ortsrand platzt mir der Vorderreifen, ein dritter Platten innerhalb dieses Tages. Es ist spät, ich habe für heute die Schnauze voll und schiebe Biki zur nächsten Wiese.

Beim Zeltaufbau schauen die Wachleute der Fabrik nebenan und drei Polizisten, angelockt von meiner Taschenlampe, vorbei. Als sie mein Zelt und Biki mit Platten sehen ist alles kein Problem. Sie sagen dass es der sicherste Ort in ganz Ondjiva sei und man würde mich hier bewachen. Wirklich zu nett, wenn auch überhaupt nicht nötig. In ganz Angola habe ich mich nicht einmal unsicher gefühlt. Morgens schaut ein Polizist vorbei und fragt wie ich geschlafen hätte. Auf einmal können die perfekt Englisch, aber ich bin auch keine dreißig Kilometer von der Grenze zu Namibia entfernt. Ich versuche meinen Schlauch zu flicken. Keine Chance, es ist der dritte mit abgerissenem Ventil. Ein Problem das ich seit Jahren nicht mehr hatte, jetzt verlässt mich der dritte Fahrradschlauch innerhalb einer Woche, alle mit abgerissenem Ventil. Ich krame meinen vorletzten Schlauch raus den ich in Yaoundé erstanden hatte. Ein Billigchinaschlauch der nach drei Pumpstößen an der Naht aufplatzt. Typischer China Schrott, obwohl auch alle guten Schläuche aus diesem Land kommen. Nur sie guten werden im Westen, die Schlechten hier in Afrika verkauft. Tief im Gepäck versteckt sich mein letzter Schlauch den ich aber erst noch flicken muss. So rolle ich mit meinen zwei letzten Schläuchen in den Reifen nach Namibia. Es ist Palm-Sonntag, alle sind auf dem Weg von der Kirche, mit einem Palmenwedel in der Hand, unterwegs. Ich bekomme ein aus Palmzweigen geflochtenes Kreuz an Biki geheftet. Goodbye Angola, zu Recht hatte ich mich vor einem Monat auf dieses Land gefreut. So easy going, bis auf die Visapolitik, hatte ich bis jetzt kein afrikanisches Land erlebt. Zudem, so oft wie ich mal zu einer Cola, Wasser oder Essen eingeladen wurde. Das letzte mal das ich auf einer Reise solche Gastfreundschaft erfahren durfte war vor über fünfzehn Jahren im Iran.

Die Ausreise so unproblematisch wie die Einreise, nur das der Zöllner meint meine vorletzte Seite vollstempeln zu müssen. Was mir bleibt ist nur noch eine letzte Seite im Reisepass, für Namibia und Südafrika.

Zehn Meter Weiter die namibische Grenzstation. Heute ist nichts los. Klasse, der Immigration Officer hier füllt das Antragsformular sogar für mich aus und gibt mir volle drei Monate Aufenthalt. Mein neunzehntes Land Afrikas. Seit Marokko das erste Land das mich keinen Cent bei der Einreise kostet.

Das allerbeste, er überstempelt einfach die Einträge auf der ersten Seite, und meint das die letzte Seite meines Passes frei bleiben kann für wichtigere Einträge.

Gleich im Grenzort ein Supermarkt, zwei Minuten vor dem Ladenschluss schlupfe ich rein. Hurra, Ich bin fast wieder in der ersten Welt angekommen. Nahezu alles was ich seit langem vermisst habe. Frische Milch, Käse, Jogurt, Fleisch, Eiscreme, Cornflakes, sogar Schokolade zu erschwinglichen Preisen. Klar, die ganz große Auswahl an Produkten bleibt aus. Fast alles ist aus Südafrika importiert. Mir bleibt nur kurz bis zum Ladenschluss, aber morgen komme ich bestimmt noch an weiteren größeren Geschäften vorbei.

Richtig gut gelaunt radle ich in das Land rein. Ja ich hab es fast geschafft – der härteste, schwierigste Teil dieser Reise liegt hinter mir. Campen weit abseits der Straße ohne Angst haben zu müssen in eine Landmine zu treten, zu wissen das es wohl keine weiteren Schwierigkeiten mehr auftreten, was Ein und Ausreise betrifft – sprachlichen Hürden, all das liegt hinter mir.

Aber he, was ist dass, ein Geisterfahrer? Zwei, drei, alle kommen mir auf meiner Fahrspur hupend entgegen. Der Commonwealth, wie die Briten, Australier und Neuseeländer fahren die hier auf der falschen Straßenseite. Dabei war das hier mal eine deutsche Kolonie. Ich beuge mich der Mehrheit und werde auch zum Geisterfahrer. Immerhin habe ich für den Rest der Reise Zeit mich daran zu gewöhnen, auch in Südafrika fährt man links. Der Norden Namibias, das „dichtest“ besiedelte und reichste Gebiet des Landes. Afrikanische Vetternwirtschaft, fast alle Regierenden, der Präsident vorneweg, kommen aus dem Norden, und so fließen auch die meisten Subventionen hier rein.

Alle zwei, drei Kilometer vier, fünf Bars nebeneinander. Afrikaner sitzen im Schatten unter den Bäumen, halten sich an einer Bierflasche fest. Dazu fröhliche Afrikaklänge aus den Boxen, die wie überall in Afrika vollkommen übersteuert sind.

Soo viele Bars und Kneipen habe ich noch nicht erlebt. Neben, den Bars türmen sich Stapel von Bier- und Cola-Kisten.

Tags darauf in der ersten Kleinstadt, Ondangwa, steuer ich einen Campingplatz an. Ich brauche ein paar Tage Rast. Ein großer Teich mit Palmen, Bambussträuchern und Bäumen. Umringt von drei immer hungrigen Hunden, zwei aufdringlichen Erpeln, zehn Katzen und einem Papagei: Mein Ort.
Biki hat neue Schläuche und Pedale nötig. Auf der anderen Straßenseite finde ich einen Fahrradschuppen. Ein Container aus Deutschland, zu einer Fahrradwerkstadt umgebaut.

Genau eines dieser Projekte, die ich, wenn ich wieder in Deutschland bin, unterstützen möchte. Ein Container der, voll mit Rädern und Ersatzteilen, hierher geschifft wurde.

Der hintere Teil, ein kleines Büro mit Computer, der vordere Teil als Lagerraum und Werkstatt ausgebaut. Geschraubt und gebastelt wird davor im Hof.

Hier bekomme ich nicht nur meine Schläuche, ich kann auch mein kaputtes Pedal zerlegen, aus einem alten Pedal entwende ich die Kugeln. Ein ganz schöner Aufwand, meine Pedale wieder zu richten. So wie mit meinen Kameras werde ich mit meinen Pedalen auf dieser Reise nicht Glücklich. Aber he, irgendwie schafft man es immer die Technik am Laufen zu halten. Zudem finde ich hier in der Krustelkiste einen ordentlichen Sattel, vielleicht bringt der ja Abhilfe gegen meinen inzwischen völlig wundgeriebenen Po.

Tanja betreibt schon seit acht Jahren diese Radwerkstatt im „Blechcontainer“ und immer noch kommen einige hier vorbei um ihre Räder zu richten. Ein wirklich gelungenes Projekt, im Vergleich zu so viele Aktionen wo viel Geld investiert wird. Sobald der „Weiße“ Mann sich zurückzieht dauert es vier, fünf, sechs Monate und nichts läuft mehr. Hier werden seit nunmehr acht Jahren Fahrräder verkauft und wieder gerichtet. Sogar ein Großteil des nötigen Spezialwerkzeugs ist noch vorhanden.

Zweihundert Meter die Straße hoch, eine riesen Shopping-Mall wie sie inzwischen in jeder Stadt sprießen. Mit Fastfoodketten, Boutiquen und vielen Ramschläden. Der große Supermarkt wird mein neues „Futterparadies“ für die nächsten Tage die ich hier verbringe. So wie wenn man einen Aldi vor der Haustür stehen hat. Lebensmittel nur unwesentlich teurer, aber endlich wieder alles zu haben. Ja, mal einen Apfelsaft, Süßigkeiten, eine Packung Chips. Zu Ostern bekomme ich sogar meine Kinderüberraschungseier. Das einzukaufen, wozu mal Lust hat, und nicht das einzige kaufen zu müssen was der Laden gerade bietet. Dazu meine neun Freunde „Nudels“, der abgehungerte Dackel, eine Dogge und ein Husky die mich lieben. Hier bleibe ich eine Weile.

Tags darauf kommen noch zwei Kiwis dazu und stellen ihr „Wohnauto“ direkt neben mich. Tom und Anita die sich auch gerade eine Auszeit aus Neuseeland nehmen. Erst nur mit dem Rucksack und Überland-Taxis unterwegs, haben sie sich für den zweiten Teil der Afrika Reise einen Pick-Up Truck mit Dachzelt zugelegt.

Abends kochen wir gemeinsam und sitzen gemütlich vor dem Feuer. Tagsüber mit Kaffee gedopt hockt jeder hinter seinem Rechner und ist fleißig. Ja, so sollte das Leben immer sein, ein kreatives Outdoorbüro unter Palmen. Keiner der uns hier in der Ruhe stört. Die beiden bewerben sich schon auf neue Jobs. Auch ihre Reise neigt sich in ein paar Wochen dem Ende. Ich bin mit meinen Bildern und Blogschreiben beschäftigt. Ja, die zwei erinnern Mich daran dass meine Reise wohl bald zu Ende sein wird. Aber noch liegen gute viertausend Kilometer vor mir.

Namibia, ein Großteil des Landes von den ältesten Wüsten dieser Erde bedeckt. Ein Land fast drei Mal so groß wie Deutschland, mit drei Prozent unserer Bevölkerung, vielen, vielen Nationalparks und den deutschen Touristen.

Die Zwei Kiwis haben mich schon vor den vielen Deutschen gewarnt. Aber hier ist soo viel Platz in dem Land das ich sicher noch einige weite Wüstenstrecken für mich ganz alleine vor mir habe.

Namibia ich komme!

 

Adventure is out there

Yakyakyak

Johannes

 

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